So wie sich noch jedes "Instrument" der Seuchenbekämpfung als untauglich erwies, den SARS-Cov-2 zu schlagen, ohne die Gesellschaft an den Rand des Abgrundes zerren zu wollen, ist das Schnelltesten kein Game Changer geworden.
Warum eigentlich?
Erinnern wir uns, was die Grunderzählung der Pandemie ist: Man kann ansteckend sein, obwohl man (noch) keine Symptome hat. Ansonsten würde es reichen, auf Symptome zu achten und erst dann eine Maske zu tragen, sich erst dann testen zu lassen oder erst dann nicht mehr unter Leute zu gehen. So war es bisher ja auch normal. Nun aber müssen alle Maske tragen, alle Kontakte reduzieren, alle regelmäßig testen und alle sich den G-Regeln unterwerfen. Und zwar deshalb, weil sie infektiös sein könnten, ohne Symptome zu haben.
Ein Fallbeispiel aus meiner Bekanntschaft zeigt, dass das Testen mit Schnelltests kaum Nutzen hat.
Jugendlich, w, 16 Jahre, nicht geimpft
1.-2. Tag mit Erkältungssymptome - Schnelltest: negativ.
3. Tag mit Erkältungssymptomen - Schnelltest: positiv.
PCR-Test am 3.Tag: positiv
Kind, m, 13 Jahre, nicht geimpft
1.-3. Tag mit Erkältungssymptomen - Schnelltest: negativ.
4. Tag mit Erkältungssymptomen - Schnelltest: positiv.
PCR-Test am 4.Tag: positiv.
Erwachsen, m, 19 Jahre, geimpft
Ohne Erkältungssymptome - Schnelltest: positiv.
PCR-Test: negativ.
Erwachsen, w, 45 Jahre, geimpft
Ohne Erkältungssymptome - Schnelltest: negativ.
PCR-Test: positiv.
Später dann Symptombeginn.
Erwachsen, m, 44 Jahre, nicht geimpft
1.-2. Tag mit Erkältungssymptomen - Schnelltest: negativ.
3. Tag mit Erkältungssymptomen - Schnelltest: positiv.
PCR-Test am 3.Tag: positiv.
Man kann sagen, dass der Test in allen 5 Fällen seinen Dienst versagt hat. Das RKI schreibt im SARS-Cov-2-Steckbrief: "Eine große Bedeutung haben die Übertragungen von infektiösen Personen, wenn sie bereits Krankheitszeichen (Symptome) entwickelt haben." Weiter unten schreibt es: "Da im Zeitraum vor dem Auftreten von Symptomen eine hohe Infektiosität besteht, steckt sich ein relevanter Anteil von Personen innerhalb von 1-2 Tagen bei bereits infektiösen, aber noch nicht symptomatischen Personen an."
Der Schnelltest ist also am Beginn der infektiösen Phase negativ geblieben, und sogar noch am Beginn der symptomatischen Phase. Genau dort also, wo er zur Gefahrenerkennung dienen sollte. Und im Falle des 19-jährigen war er falsch-positiv. Das ist kein Schaden, zeigt aber, dass kein Prinzip hinter der verzögerten positiven Anzeige bei symptomatischen Patienten steckt. Übrigens wird in der Packungsbeilage des Testes darauf hingewiesen, dass der Test nur bei symptomatischen Patienten überhaupt anzuwenden ist. Aus gutem Grund, wie man sieht.
De facto aber wird der Test in den allermeisten Fällen auf asymptomatische Personen angewendet. Einen epidemiologischen Effekt kann die Massen-Testerei also nicht haben.
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