Wir sahen das immer gleiche Spiel in der Pandemie. Eine neue Mutation taucht auf. Daraufhin wird gewarnt. Und im Nachhinein interessiert sich keiner mehr dafür, was denn nun eigentlich die Daten zu den einzelnen Varianten sagen. Deswegen im folgenden ein Vergleich der 3 deutschen Infektionswellen, die alle auf einer anderen Mutante basieren.
Die erste Welle im Frühjahr 2020 war im Vergleich zu den folgenden so geringfügig, dass man sie getrost vernachlässigen kann.
Informationen über die Sequenzierungen und die Verbreitung von Varianten findet man hier.
Die Daten zu Fällen und Todesfällen kann man dem RKI hier entnehmen.
Die Daten zu Testzahlen kann man dem RKI hier entnehmen.
Die Wuhan-Herbst-Winter-Welle
Der sogenannte Wildtyp, auch Wuhan-Variante genannt, ist vermutlich schon kurz nach der Ankunft in Europa mutiert und spätestens im Sommer 2020 von einer sich schneller ausbreitenden Mutation verdrängt worden. Dennoch bezeichne ich die erste große Herbst-Winterwelle 2020 als Wuhan-Welle. Den Beginn setze ich bereits in den Sommer 2020. Genau am 24.2. ergaben die Sequenzierungen in Deutschland, dass nunmehr 50% der positiven Proben die britische Mutation (Alpha) enthielten. Dieser Zeitpunkt kann als Ende der Wuhan-Welle betrachtet werden..
Dauer : 1.8.2020 - 24.2.2021 (207 Tage)
Fälle: 2,2 Mill.
Fälle/Tag: 10600
Todesfälle: 59 600
Fallsterblichkeit: 2,7 %
PCR-Tests: 37 Mill.
Tests/Tag: 179 000
Positivenrate: 5,9 %
Die Britische-Frühjahrs-Welle
Die sogenannte Alpha-Variante wurde im Februar dominierend und sollte angeblich sogar tödlicher sein als die Wuhan-Variante. Wir sehen, dass dies in Deutschland nicht der Fall war. Mitte Juni gewann die Delta-Variante die Oberhand in Deutschland.
Dauer: 25.2.2021 - 22.6.2021 (117 Tage)
Fälle: 1,3 Mill.
Fälle/Tag: 11100
Todesfälle: 21 700
Fallsterblichkeit: 1,6 %
PCR-Tests: 19 Mill.
Tests/Tag: 162 000
Positivenrate: 6,8 %
Die Delta-Herbst-Welle
Etwa Mitte Januar dürfte die Omikron-Variante in Deutschland mehr als die Hälfte der Infektionen ausmachen. Es ist der Zeitpunkt des Erscheinens dieser Berechnung.
Dauer: 23.6.2021 - 10.1. 2022 (201 Tage)
Fälle: 3,9 Mill.
Fälle/Tag: 19400
Todesfälle: 23 900
Fallsterblichkeit: 0,6 %
PCR-Tests: 29 Mill.
Tests/Tag: 144 000
Positivenrate: 13,4 %
Ergebnis:
Die Fallsterblichkeit nimmt mit den Wellen deutlich ab.
Die Positivenrate ist in der Delta-Welle deutlich höher als in den beiden anderen Wellen.
Diskussion:
1.Warum verringert sich die Sterblichkeit?
Dass sich Viren im Laufe einer Atemwegsepidemie abschwächen und schließlich endemisch werden, ist ein Naturgesetz. Dies ist weltweit zu beobachten, gerade jetzt, wo die Omikron-Welle, im Vergleich zu bisherigen Spitzenwerten weltweit 3 mal so hohe Fallzahlen verursacht, aber vergleichsweise wenige Tote.
Dennoch möchte ich auf weitere Faktoren eingehen.
- Die Impfung verspricht, den Covid-Tod mit hoher Wahrscheinlichkeit zu verhindern. Demnach verringern sich mit dem Fortschreiten der Impfkampagne - speziell in der Risikogruppe - die Todeszahlen. Im Ländervergleich bezüglich Sterblichkeit und Impfquote lassen sich allerdings Beispiele für (Bulgarien, UK, Deutschland) und wider (Israel, Südkorea, Südafrika) diese These finden.
- Sicher spielen Therapie-Fortschritte eine Rolle. Fraglich ist jedoch, ob die großen Durchbrüche, falls es sie gab, im Jahre 2021 kamen oder nicht schon früher.
- Es lässt sich anhand der Altersdaten des RKI feststellen, dass die Inzidenz der von der Sterblichkeit besonders betroffenen Altersgruppe (Ü80) in den verschiedenen deutschen Wellen unterschiedlich stark vom Mittelwert abweicht. In der Wuhan-Welle war diese Altersgruppe in der Spitze doppelt so stark betroffen wie der Bevölkerungsdurchschnitt. In der Alpha-Welle aber nur halb so viel und in der Delta-Welle ebenfalls.
Dies erklärt aber höchstens den Unterschied der Fallsterblichkeit zwischen Wuhan- und Alpha-Welle.
2. Warum ist die Positivenrate bei Delta doppelt so hoch?
Hier habe ich eine Vermutung: die Antigen-Schnelltests (privat und Testzentrum), welche erst in der Delta-Welle wirklich zahlreich benutzt wurden. Während es ohne sie nur den PCR-Test in der anlasslosen Massentestung gab, wird durch das Vortesten mit Schnelltests die Zahl anlassloser PCR-Tests verringert und die Wahrscheinlichkeit eines positiven PCR-Tests erhöht. Natürlich dürfte auch die Verdopplung der durchschnittlichen Fallzahlen pro Tag auf eine höhere Durchseuchung der Bevölkerung schließen lassen und eben dazu, dass selbst anlasslose PCR-Tests vergleichsweise häufiger positiv ausfallen.
Fazit:
Vor dem Hintergrund der baldigen Dominanz einer noch einmal deutlich abgeschwächten Omikron-Variante zeigt sich, dass der Erreger im Laufe der Pandemie seine Virulenz verliert und diese Pandemie wie alle vorherigen ein natürliches Ende findet - also keines, das der Mensch bzw. die Politik erwirkt hätten.
Das Entstehen weniger virulenter Mutationen hängt direkt von der Verbreitung (= Fallzahlen) ab, so dass am Ende jede Blockade der Verbreitung die Pandemie verlängert oder gar verschlimmert.
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