Es schlug hohe Wellen, als die stellvertretende Direktorin des Instituts der Europäischen Union für Sicherheitsstudien Frau Gaub in der ZDF-Talk-Show "Lanz" folgendes sagte:
„Wir dürfen nicht vergessen, auch wenn Russen europäisch aussehen, dass es keine Europäer sind – jetzt im kulturellen Sinne – die einen anderen Bezug zu Gewalt haben, die einen anderen Bezug zu Tod haben“
Ich untersuche nicht die Frage, ob so eine Äußerung ein rassistisches Ressentiment darstellt.
Ich stelle nur eine ganz sachliche Frage:
Ist das in der Ukraine so viel anders?
Nein.
Richtig ist, dass Russland mit 9,2 Morden pro (je 100 000 Einwohner) die höchste zivile Mordrate aller osteuropäischen Länder hat. Doch danach folgt auch schon die Ukraine mit 6,2. Das sind zwar nur zwei Drittel des russischen Wertes, aber immerhin ist es das zwanzigfache des deutschen Wertes von 0,3. In den USA liegt die Mordrate übrigens bei 5.
Die russische Mordrate sinkt seit 20 Jahren kontinuierlich. Sie lag in der Jelzin-Ära zeitweise bei 30. Der "Bezug zu Gewalt und Tod" kann sich offenbar wandeln. Vor allem dann, wenn sich die Lebensbedingungen verbessern und sich der Alkoholkonsum verringert.
Die Lebenserwartung liegt in der Ukraine nur gering höher als in Russland. In Russland stirbt man im Schnitt mit 70,3 Jahren, in der Ukraine mit 71,8 Jahren. Die Lebenserwartung in Russland ist in den letzten 10 Jahren übrigens kontinuierlich gestiegen, nämlich um 4 Jahre, für Männer sogar um 6 Jahre.
Die nackten Zahlen erlauben also kaum die Schlussfolgerung, dass die russische Kultur dem hoch zivilisierten Europa soviel fremder wäre als die ukrainische.
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