Direkt zum Hauptbereich

Werden sich alle Ungeimpfte in den nächsten 6 Monaten infizieren?

Gesundheitsminister Jens Spahn sagte auf einer Wahlkampfveranstaltung in Kirchen am 17.9.2021 folgenden Satz:

"Jeder, der sich nicht in den nächsten 6 Monaten zu Hause einschließt und der nicht geimpft ist, wird sich mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit in den nächsten 6 Monaten mit dieser Delta-Variante anstecken."

OK.
Ich gehe davon aus, dass sich Ungeimpfte nicht zu Hause einschließen und präsentiere ein paar Zahlen, die sich aus Spahns Aussage ergeben:  

Zahl der am 17.9. nicht geimpften Personen: 27 Millionen
"Sehr hohe Wahrscheinlichkeit" meint vermutlich mindestens: 90% 
Resultierende Zahl von Ansteckungen laut Spahn: 24,3 Millionen
Dunkelziffer-Faktor laut RKI-Stichprobe: 3,5
Zu erwartende Fallzahl bis März 2022 laut Spahn: 6,9 Millionen
Zu erwartende Todesfälle laut bisheriger Fallsterblichkeit (2,4%): 164 901
Bisherige Todesfall-Zahl: 93 719

Zahl der bisherigen Fälle seit Januar 2020 (20 Monate): 4,1 Millionen
Faktor, mit der sich die Epidemie demzufolge beschleunigen würde: 6
Durchschnittliche Infektionen pro Tag bis März 2022: 37 000
Höchster je gemessener Tageswert bisher: 32 000
Durchschnittliche 7-Tages-Inzidenz bis März 2022: 317 
Aktuelle 7-Tages-Inzidenz am 22.9: 65

Da diese von Spahn prophezeite "Durchseuchung" aber nicht linear gleichbleibend, sondern wellenförmig ablaufen würde, kämen in der Spitze weltweit noch nie gesehene Fall- und Todeszahlen zustande. Um einen Eindruck davon zu bekommen, nehme ich mir die deutsche Fallzahl-Kurve vom 17.9.2020 - 17.3.2021. Insgesamt erlebten wir in diesem Zeitraum 2,34 Millionen Fälle. Laut Spahn werden es dieses Jahr 6,9 Millionen Fälle sein (s.o.). Das sind knapp 3 mal mehr Fälle. Wenn ich nun also die Fallzahl-Beschriftung mit 3 multipliziere, erhalte ich einen Eindruck von der zu erwartenden Heftigkeit dieser Ungeimpften-Welle. 



Wir sehen also, dass um die Weihnachtszeit herum mit 75 000 Fällen pro Tag gerechnet werden muss. Dies ist gleichbedeutend mit einer 7-Tages-Inzidenz von 630. Wohlgemerkt für ganz Deutschland, lokal könnte sie dann auch weit über 1000 liegen. Bei einer Inzidenz von 800 gab es, so ich mich recht erinnerte, erste Artikel, die über das Thema Triage in manchen Kreiskrankenhäusern berichteten (Zittau).   

Was Inzidenz=1000 für Intensivstationen und Krematorien bedeuten würde, brauche ich nicht extra zu berechnen, zumal Jens Spahn sicher auch die Aussage abnicken würde, dass Delta ob seiner Gefährlichkeit für mehr Krankenhauseinweisungen sorgt. 

Ungeachtet davon ist es epidemiologisch schlichtweg unmöglich, dass diese Herdenimmunität der Ungeimpften ohne kräftiges Zutun von Geimpften in den Infektionsketten vonstatten gehen kann. 
Je nach Wirksamkeit der Impfstoffe (das wird sich erst noch zeigen) kommen beträchtlich viele "Impfdurchbrüche" hinzu, wenn das Virus derart grassieren soll.
Ich berechne im Folgenden die Fallzahlen und Inzidenz um Weihnachten 2021 in Abhängigkeit der Wirksamkeit der Impfstoffe:

Wirksamkeit 90%:  90 000 Fälle = Inzidenz: 759
Wirksamkeit 80%: 105 000 Fälle = Inzidenz: 886
Wirksamkeit 70%: 120 000 Fälle = Inzidenz: 1012
Wirksamkeit 60%: 135 000 Fälle = Inzidenz: 1393

Und ich präsentiere die Folgen von Spahns Durchseuchungsthese in Abhängigkeit von der Wirksamkeit der Impfstoffe auf die Zahl der Covid-Toten in den nächsten 6 Monaten - sofern man die bisherige Fallsterblichkeit zugrunde legen möchte:

Wirksamkeit 90%: 200 000 Tote
Wirksamkeit 80%: 233 000 Tote
Wirksamkeit 70%: 267 000 Tote
Wirksamkeit 60%: 300 000 Tote

Zur Erinnerung, wir haben im September 2021 bisher: 93 700 Covid-Tote.

Das Ende der Pandemie durch Herdenimmunität nach Jens Spahn im nächsten Frühjahr bedeutet also: mindestens ca. 300 000 Covid-Tote.

Klingt unglaublich, so wie die These ebenfalls unglaublich klingt. 


 




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Russische Nichteuropäer vs. ukrainische Europäer?

Es schlug hohe Wellen, als die stellvertretende Direktorin des Instituts der Europäischen Union für Sicherheitsstudien Frau Gaub in der ZDF-Talk-Show "Lanz" folgendes sagte:    „Wir dürfen nicht vergessen, auch wenn Russen europäisch aussehen, dass es keine Europäer sind – jetzt im kulturellen Sinne – die einen anderen Bezug zu Gewalt haben, die einen anderen Bezug zu Tod haben“   Ich untersuche nicht die Frage, ob so eine Äußerung ein rassistisches Ressentiment darstellt. Ich stelle nur eine ganz sachliche Frage: Ist das in der Ukraine so viel anders? Nein.  Richtig ist, dass Russland mit 9,2 Morden pro (je 100 000 Einwohner) die höchste zivile  Mordrate  aller osteuropäischen Länder hat. Doch danach folgt auch schon die Ukraine mit 6,2. Das sind zwar nur zwei Drittel des russischen Wertes, aber immerhin ist es das zwanzigfache des deutschen Wertes von 0,3. In den USA liegt die Mordrate übrigens bei 5.  Die russische Mordrate sinkt seit 20 Jahren kont...

Lasst doch die Kinder aus dem Spiel

Weil die Politiker die Infektionszahlen verringern wollen, behandeln sie Infektionsketten wie Fehlerketten. Sonderbar ist jedoch, dass diese Fehlerketten von hinten aufgezogen werden. Lassen Sie mich das am Beispiel des Fußballsports verdeutlichen. Stellen Sie sich vor, es fällt in einem Spiel ein Gegentor. Als erstes würden wir fragen: War der Schuss haltbar und hat der Tormann einen Fehler gemacht? Wenn nicht, würden wir fragen: War die Abwehr unaufmerksam, hat sie einen Torschuss durch einen Fehler zugelassen? Wenn nicht, würden wir fragen, ob ein Ballverlust im Mittelfeld einen gefährlichen Gegenangriff einleitete. Erst wenn auch das nicht der Fall wäre, könnte man eventuell noch einen inaktiven Sturm für den Druck auf das eigene Tor verantwortlich machen. Gemäß dem Motto "Angriff ist die beste Verteidigung". Stellen Sie sich nun aber vor, dass der Trainer bei jedem Gegentor grundsätzlich die Fehlerkette von hinten aufrollt. Egal wie schwach die Abwehr ist, er wechselt im...

Die Impfung und der Glyphostaat

Es werden sich wohl Millionen Deutsche und Milliarden Menschen weltweit mit den neuen Covid-Impfstoffen impfen lassen. Selbstverständlich in vollstem Vertrauen, dass es keine Langzeitfolgen der Impfung geben wird. Oder in der Hoffnung, dass Langzeitfolgen so selten sind, dass der einzelne nicht getroffen wird.  Bei Hunderttausenden geimpften Deutschen wird jedoch in den nächsten 5 Jahren eine ernste Erkrankung diagnostiziert werden, die im Zusammenhang mit der Impfung stehen könnte. Auch ohne Impfung. Das ist in der Statistik lediglich eine Frage der Wahrscheinlichkeit. Aber nicht für den einzelnen Betroffenen. Er sucht zwangsläufig nach Ursachen für seine Erkrankung. Er fragt sich: Warum ich?  Die Impfung liefert ihm nun eine mögliche Ursache seiner Erkrankung. Und am liebsten nehmen Menschen Ursachen an, die ihnen von Dritten zugefügt wurden, z.B. eine Impfung.  Viele sind ja jetzt schon skeptisch und eine (ohne gesicherten) Zusammenhang auftretende Erkrankung wird die ...

Sind Künstler systemrelevant?

  24.April 2020. Trockenheit der Wälder, Heuschreckenplage in Ostafrika, 1 Million Tuberkulosetote im Jahr. Und ansonsten noch die Frage: Sind Künstler systemrelevant? Klare Antwort: Nein. Zwar sind viele andere Berufe auch nicht systemrelevant, aber Künstler sollten sich überlegen, ob sie in so einem System relevant sein wollen.  Seit 6 Wochen funktioniert unser "System" nicht nur ohne Kunst, sondern auch ohne Gastronomie und Frisör. Und die Zustimmungswerte für die "Maßnahmen" sind überall auf der Welt so gut, dass man sich schon mal darauf einrichten muss, noch viele Wochen, Monate oder Jahre zu sehen, was das "System" so alles entbehren kann. Was ist systemrelevant? Medien und Internet auf jeden Fall. Ohne genügend Informationen würden die meisten jetzt ahnungslos ihrem Alltag nachgehen. So ahnungslos wie die, die trotz Internet in die Welle hineingeraten sind. Oder gar die, die als Patient NULL eine Welle los getreten haben. So ahnungslos wie Tausende...

Polit-mediale Power-Simulationen

Die meisten Beobachter zeigten sich überrascht, dass die britische Regenbogenpresse mit ihren Ankündigungen einer bevorstehenden russischen Invasion in der Ukraine Recht hatte. Der Überraschung folgte dann das Rätselraten über den zugrunde liegenden Plan Putins. Im Mainstream verbreitete sich schnell die Erzählung vom kranken und einsamen Kreml-Despoten, der in einer persönlichen, planlosen  Kurzschlussreaktion seiner Herrscher-Biografie die Krone verleihen mochte.  Umso erstaunlicher ist es, dass die gleichen Stimmen wenige Tage nach Beginn der Militäroperation feststellten, dass Putins Plan nicht aufgegangen ist. Er hat also plötzlich doch einen Plan. Und nicht nur das - die Gazetten kennen diesen Plan sogar. Um diesen Plan erkennen zu können, darf man aber keinesfalls auf das hören, was Putin selber in seinen Reden als Plan verlautbart. Nein - der Zar Putin will sein Imperium mit einem Blitzkrieg vergrößern. Doch er hat dabei nicht mit dem "heldenhaften Widerstand" der Ukr...

Feinde der Demokratie sind eher die Klugen

Kluge, gebildete Menschen haben ein potentielles Problem mit der Freiheit und der Demokratie. Im Bewusstsein ihrer intellektuellen Vorteile gehen sie davon aus, dass sie die meisten Sachverhalte besser (im Sinne von richtiger) beurteilen können als geistig unterlegene Gruppen der Gesellschaft. Die intelligente Schicht glaubt - meist zu Recht - komplexe Zusammenhänge besser zu durchschauen.  Eine freiheitlich-demokratische Gesellschaftsordnung basiert jedoch auf gleichen Rechten für alle. Das hat zur Folge, dass die Stimme eines Dummen genauso viel zählt wie die Stimme eines Klugen. Und es hat zur Folge, dass der Dumme ein Recht darauf hat, Dummheiten zu begehen - so lange sie mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung vereinbar sind.   Dies kann einen Klugen zur Weißglut bringen. Ihm bleibt im Rahmen der Demokratie eigentlich nur übrig zu versuchen, den aus seiner Sicht Dummen zu überzeugen auf ihn zu hören. Gelingt dies nicht und bringt der Kluge diese Geduld nicht...

Warum sollten alle lügen?

"Warum sollten denn (alle) Wissenschaftler, Medien und Politiker lügen?" Das ist eine der meistgestellten Fragen an Corona-Skeptiker und Impfkritiker. Man kann die Frage allerdings ganz klar beantworten: Weil sie alles auf eine Karte gesetzt haben und deswegen viel zu verlieren haben. Nicht nur die Festlegung auf die Impfung als den einzigen Weg aus der Pandemie ist ziemlich riskant. Allein, dem "Virus den Krieg zu erklären" ist riskant, denn man übernimmt die unkalkulierbare Verantwortung für Opfer einer Naturkatastrophe. Vor allem, wenn man die Infizierten und Opfer auch noch minutiös zählt. Historisch ist das einmalig.  Es ist kein Wunder, dass man einen Tunnelblick entwickelt, wenn man sich in so einen dunklen Tunnel hinein begibt. Es ist kein Wunder, dass dann  möglicherweise passend gemacht werden muss, was nicht passen will.     Was wäre, wenn auf dem Weg der "Durchimpfung der gesamten Welt" irgendetwas schief laufen würde?   Was wäre denn, wenn...

Der Fall Tschechien

Insbesondere Tschechien, aber auch die anderen Länder Ost- und Südosteuropas sind Studienfälle für die Verhängnisse der Corona-Politik. In all diesen Länder funktionierte im Frühjahr 2020 die Politik der schnellen Eindämmung gut. Osteuropa schnitt in den Statistiken zunächst wesentlich besser ab als Westeuropa. Nachdem Tschechien als Vorreiter in Europa schon im März 2020 eine Maskenpflicht anordnete, feierte es im  Juni das Ende der Pandemie auf der  Karlsbrücke  . Polen  nannte Ende März 2020 die Gründe, warum es besser als Deutschland durch die Pandemie kommt. Slowenien erklärte Mitte Mai als erstes Land Europas die Pandemie für beendet. Man hätte vermuten können, dass Osteuropa vielleicht so etwas wie eine Hintergrundimmunität hinter dem eisernen Vorhang erworben hätte.  Berichte über ein ausgelassenes Sommer- und Spätsommerleben in Tschechien sind mir noch gegenwärtig. Ebenfalls die Rücknahme einiger erster Corona-Wieder-Verschärfungen im September aufgrun...

Das epidemiologische Ukraine-Wunder

 Das Ärzteblatt meldet Mitte Februar:  " Kiew – Nach Auswertung von Tests auf Antikörper gegen SARS-CoV-2 haben bereits mehr Ukrainer eine Coronainfektion gehabt als in der offiziellen Statistik angegeben sind. Demnach sollen bereits mehr als die Hälfte der Menschen in dem osteuropäischen Land Coronaantikörper haben. Bei den Tests im Januar 2021 seien je nach Region bei 44 bis 60 Prozent der Menschen eine gewisse Im­mu­nität festgestellt, wie die Laborkette Sinewo Medienberichten zufolge gestern mitteilte. ... Von Mai 2020 bis Ende Januar 2021 seien mehr als 140.000 Antikörpertests gemacht worden. ... " Eine unbedeutende Randnotiz in einem unbedeutenden Blatt? Mitnichten. Wir stehen vor einem epidemiologischen Wunder. Warum? Die Ukraine hat ca. 41,5 Millionen Einwohner. Davon haben sich nach offiziellen Angaben 1,2 Millionen Menschen mit dem Virus infiziert (sogenannte Fälle). Dass die Zahl der Infizierten laut der Antikörperstudie bei ca. 20 Millionen liegt, mag erstaunlich...