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Der Fall Tschechien

Insbesondere Tschechien, aber auch die anderen Länder Ost- und Südosteuropas sind Studienfälle für die Verhängnisse der Corona-Politik. In all diesen Länder funktionierte im Frühjahr 2020 die Politik der schnellen Eindämmung gut. Osteuropa schnitt in den Statistiken zunächst wesentlich besser ab als Westeuropa.

Nachdem Tschechien als Vorreiter in Europa schon im März 2020 eine Maskenpflicht anordnete, feierte es im  Juni das Ende der Pandemie auf der Karlsbrücke . Polen nannte Ende März 2020 die Gründe, warum es besser als Deutschland durch die Pandemie kommt. Slowenien erklärte Mitte Mai als erstes Land Europas die Pandemie für beendet. Man hätte vermuten können, dass Osteuropa vielleicht so etwas wie eine Hintergrundimmunität hinter dem eisernen Vorhang erworben hätte. 

Berichte über ein ausgelassenes Sommer- und Spätsommerleben in Tschechien sind mir noch gegenwärtig. Ebenfalls die Rücknahme einiger erster Corona-Wieder-Verschärfungen im September aufgrund des Widerstandes der Bevölkerung. 
Allen Lauterbachs dieser Erde dürfte Tschechien nun aber als Lehrbeispiel für die Folgen des "Leichtsinns" im Umgang mit dem Virus dienen. Stand Ende März 2021 ist Tschechien mit 2400 Toten pro 1 Million Einwohner das weltweit am stärksten betroffene Flächenland der Erde, sofern man die Toten zum Maßstab nimmt. In Deutschland bildet sich an der Grenze zu Tschechien ein Saum mit den am stärksten "durchseuchten" Kreisen Deutschlands.
Legt man eine niedrige durchschnittliche Infektions-Sterblichkeitsrate von 0,2 % (z.B. Prof. Ioannidis) zugrunde, dann müsste in Tschechien jetzt schon jeder Mensch Antikörper haben und eine vollständige Herdenimmunität eingetreten sein. Ist es aber nicht. Tschechien befindet sich in der dritten von drei etwa gleich hohen Wellen, was Infektionen und Tote angeht. Nimmt man eine Herdenimmunitäts-Schwelle von 70% an (die Tschechien offensichtlich noch nicht erreicht hat), dann weiß man, dass die IFR dort größer als 0,3 % werden wird. Denn 0,3% wäre sie, wenn die Epidemie in Tschechien heute abrupt enden würde. Der Mathematiker Rene Levinsky rechnet damit, dass Tschechien im Mai die Herdenimmunität mit zusätzlicher Unterstützung der Impfung erreicht hat. 
 
Man fragt sich vielleicht, warum Befürworter der aktuellen deutschen Corona-Politik den Fall Tschechien nicht stärker in ihre Argumentation einbauen. 
Und des weiteren fragt man sich, warum die Gegenseite anhand des Falles Tschechien nicht mindestens zur Kenntnis nehmen will, dass in dieser Größenordnung weder Tote noch Testergebnisse erfunden sein können. Phasenweise hatte Tschechien eine PCR-Test-Positivenrate von 25%. Eine Diskussion über die Aussagekraft des PCR-Test braucht man bei dieser Quote nicht mehr zu führen - im Gegensatz zu den 0,6% im Sommer 2020 in Deutschland.

Trotzdem mal ganz nüchtern betrachtet: Was lehrt uns Tschechien?

  1. Eine schnelle Eindämmung funktioniert und schafft einen Zustand a la "Zero-Covid". Da aber ein Binnen- und Transitland wie Tschechien seine Grenzen nicht dauerhaft kontrollieren kann, führt eine Öffnung im Anschluss zu einem raschen Wiederaufflammen der Infektionen.  
  2. Die Dynamik der Welle zeigt, dass sich eine Epidemie mit asymptomatischer Übertragung und Dunkelziffer nicht kontrollieren (Infektionsketten verfolgen) lässt. Die Kontrolle ist ausnahmslos allen europäischen Ländern im Herbst trotz Vorsichtsmaßnahmen wie z.B. Maskenpflicht, App usw. entglitten. Nur durch strenge Maßnahmen der Kontaktbeschränkung lässt sich die Epidemie wellenförmig in die Länge ziehen - speziell in den kalten Monaten. Mit oder ohne Mutationen.   
  3. Wie die meisten anderen stark betroffenen Länder haben die Tschechen nunmehr beides: Viel Lockdown und viele Tote.
  4. Eine nicht mehr aufzuhaltende Durchseuchung der Bevölkerung führt in eine gesundheitliche Notlage und zu vielen Toten - nicht aber in eine Katastrophe.
  5. Selbst angesichts massiver Wellen sind die Menschen nicht bereit, ihre Kontakte dauerhaft so weit zu reduzieren, dass sich jemals wieder ein Zero-Covid-Status einstellen könnte. Selbst die Impfbereitschaft unterscheidet sich nur wenig von jener in nicht so betroffenen Ländern.  
Nach wie vor wird der "Kontrollverlust" über die Epidemie von offizieller Seite und von Medien auf das Nichtbefolgen der Maßnahmen durch die Bevölkerung geschoben. Zuweilen gibt man auch Politikern die Verantwortung, aber nur wenn es sich um ausländische Politiker handelt.
Vergessen wird, dass alle Maßnahmen seit Frühjahr 2020 (Maskenpflicht, Corona-App, Testen, Veranstaltungsverbot)  darauf ausgerichtet waren, eine zweite Welle zu verhindern. Keinem Land der nördlichen Breiten ist die Eindämmungs- und Kontrollpolitik im Herbst gelungen. Sie funktionierte nur in Ländern, die ihre Grenzen dauerhaft dicht machen können (Inseln) und in solchen, die ihre Bevölkerung und ihre Behörden "im Griff" haben - siehe China.  
Die vier wirklich entscheidenden Faktoren für die Ausbreitung des Virus sind am Ende wohl: Frühling, Sommer, Herbst und Winter.


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