Mit welcher Anzahl von Schnelltests muss man in dem von der Politik entworfenenen "Schnelltest-Regime" rechnen? Die Politik wünscht, dass jeder Bundesbürger demnächst im Schnitt einmal in der Woche per Antigen-Schnelltest getestet wird, berichtet das ZDF Anfang März. Das wären 83 Millionen Tests pro Woche, 12 Millionen pro Tag.
Mit wie vielen positiven Ergebnissen ist zu rechnen?
Verwenden wir zur Abschätzung dieser Frage einfach mal die Erkenntnisse aus der Schnelltest-Hauptstadt Tübingen. Dort wurden in einer Märzwoche 29473 Tests gemacht und 75 davon waren positiv. Das ist eine Quote von 0,25%. Die nachfolgenden PCR-Tests ergaben, dass nur 30 Schnelltests, also 0,1 % letztlich auch PCR-positiv sind und damit in die Statistik eingehen.
Würde man diese Quote auf wöchentliche 83 Millionen Tests hochrechnen, wären das 83000 zusätzliche Infizierte wöchentlich. In jener Tübingener Testwoche (15.-21.3.) gab es in Deutschland 92877 Fälle. Das heißt, dass sich die Positiven-Zahlen fast verdoppeln würden.
Doch damit nicht genug.
Tübingen ist eine Stadt bzw. ein Kreis mit niedriger Inzidenz und demzufolge wohl auch mit niedriger Prävalenz. Würde man berechtigt annehmen, dass die mit Schnelltests und validierendem PCR-Test festgestellte Prävalenz mit der derzeit offiziell gemessenen Inzidenz zunimmt, dann würde man in einem sächsischen oder thüringischen Landkreis mit einer drei mal höheren Prävalenz zu rechnen haben. Durch flächendeckende Schnelltests würde man dann ca. 3 mal mehr Fälle entdecken.
Man muss diesem erstaunlichen Ergebnis entgegenhalten, dass die Strategie ja darin besteht, mit jedem dieser Fälle, eine Infektionskette zu unterbinden. Damit könnte man mittelfristig die Prävalenz und die Inzidenz senken. Ob dies funktioniert, wäre abzuwarten. Doch wenn es funktioniert, dann ja wohl nur mit einer deutlichen Steigerung der PCR-Positiven-Zahl. Das sollte man bedenken und nicht wieder Angst vor steigenden Fallzahlen verbreiten.
Um das ganze zu illustrieren: In Dresden gibt es 61700 Schüler. Würden sie wie geplant 2 mal pro Woche getestet werden, dann würde bei einer (konservativ geschätzten) Prävalenz von 0,1% nach der o.g. Rechnung die Inzidenz der Stadt um 25 Punkte steigen.
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