Seit dem Sommer 2020 wird in El Salvador jedem Menschen, bei dem Covid-19 diagnostiziert wird, ein Medikamenten-Set zur Erstbehandlung der Krankheit ausgehändigt. Das ist insofern bemerkenswert, dass dies in einem hochentwickelten Land wie Deutschland nicht gemacht wird. Mehr noch: Als symptomatischer Testpositiver in Deutschland einen Arzt zu finden, der eine medikamentöse Erstversorgung einleitet, dürfte nicht so einfach sein. "Bleiben Sie zu Hause und wenn es schlimmer wird: rufen Sie den Notarzt!". Sprich: Behandelt wird im Grunde erst, wenn man durch "Zuwarten" schlimmstenfalls krankenhausreif geworden ist.
Kann man wirklich erst im Krankenhaus etwas gegen den "Killervirus" machen?
Mich interessiert deswegen ein Vergleich der Todesfall-Entwicklung von El Salvador und Deutschland seit der Einführung des Erstbehandlungs-Kits in El Salvador im Sommer 2020:
Ein beeindruckend klares Bild.
Doch Kritiker werden sofort einwenden, dass sich El Salvador in vielerlei Hinsicht von Deutschland unterscheidet - z.B. durch die geografische Lage, Bevölkerungsdichte, Bevölkerungsstruktur, Lebenserwartung und das Meldewesen.
Das ist Grund für mich, vergleichbare Länder in der Region zu suchen, die aber im Gegensatz zu El Salvador auf eine obligatorische Erstbehandlung verzichten.
Ich fand in der Nähe die etwa gleich großen Länder Panama und Costa Rica:
Einwohner | Urbanität | Bev.-Alter | Lebenserwartung | Entwicklungsindex | |
El Salvador | 6,5 Mill. | 72 % | 23,7 | 74,7 | 0,67 |
Panama | 4,2 Mill. | 68 % | 27,6 | 78,6 | 0,82 |
Costa Rica | 5 Mill. | 79 % | 29,3 | 78,6 | 0,81 |
Es ist anzumerken, dass das geringere Alter der Bevölkerung und die geringere Lebenserwartung in El Salvador ein typischer limitierender Faktor für die Sterblichkeit an Covid-19 ist. Der Entwicklungsindex von El Salvador wiederum lässt vermuten, dass das Gesundheitssystem deutlich weniger in der Lage wäre, Covid-Patienten das Überleben zu sichern. Schauen wir aber die Graphen an:
Die deutlich höhere Sterblichkeit in Costa Rica und Panama wird sichtbar. Von großen Todeswellen blieb El Salvador verschont.
Ob die Frühbehandlung dafür allein ursächlich ist, kann hier nicht geklärt werden. Schwierig wird es jedoch abzustreiten, dass eine Frühbehandlung positive Effekte auf die Sterblichkeit hätte.
Ein Vergleich mit größeren Ländern der Region wie Honduras, Guatemala und Nikaragua zeigt übrigens, dass alle ähnlich flache Sterblichkeitskurven haben. Allerdings ist in diesen Ländern die Bevölkerung noch jünger und die Lebenserwartung noch geringer als in El Salvador. Und in Guatemala werden ebenfalls Erstbehandlungs-Kits angeboten.
Update 14.7.2022:
Der Vergleich der "Todeskurven" bis Sommer 2022 bestätigt längerfristig die deutlich niedrigere Covid-Sterblichkeit in El Salvador. Das einzige Land mit niedrigerer Sterblichkeit in der Region ist Nicaragua, wobei man hier auch an "Melde-Phänomene" denken muss.
Ständig aktualisierte kumulative Kurven:
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