In der Covid-19-Diskussion sind "Menschenleben" die Größe, in der man sich Sinn oder Unsinn der Standpunkte gegenseitig vorrechnet. Die Verfechter der Pandemie-Maßnahmen sprechen davon, viele Menschenleben zu retten. Die Kritiker der Maßnahmen rechnen Selbstmorde, Impftote, nicht behandelte Menschen mit anderen Erkrankungen oder Hungertote in der Dritten Welt entgegen. Oder sie bezweifeln, dass Covid-19 tatsächlich in der offiziell behaupteten Größenordnung tödlich ist.
Das gleiche erleben wir aber auch in der Asyldebatte. Die einen zählen die im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge. Die anderen zählen jene, die kriminellen Asylanten zum Opfer fallen.
Und selbst beim Klima wird in Menschenleben gerechnet. Auf der einen Seite droht man mit der Feststellung, dass Millionen Menschen dem Klimawandel zum Opfer fallen werden. Auf der anderen Seite vermutet man, dass die Klimapolitik die Menschheit in ein Mittelalter führt, mit den entsprechenden Folgen für die Lebenserwartung.
Und am Ende scheint es mit dem Diskussions-Sieg wie beim Sport zu sein. Wer bei den Menschenleben vorn ist, gewinnt. Egal wie knapp.
Es ist heutzutage schwierig geworden, einen Standpunkt zu vertreten, in dessen Zentrum ein ideeller Wert steht. Also ein Wert, der nicht primär an die Rechengröße "nacktes Menschenleben" geknüpft ist. Historisch gesehen verbreiteten sich diese offenbar indiskutablen Standpunkte am Ende aber besser als jene, die mit Menschenleben-Rechenaufgaben verknüpft sind. Ein Wert wird nämlich von unserem Gefühl begriffen. Ein Wert ist verbunden mit Assoziationen von Freude, Glück, Schönheit, Freiheit oder Energie. Also kürt unser Gefühl diesen Wert ohne weiteren Diskussionswettkampf zum Sieger. Zum Sieger des Herzens.
Ein Beispiel gefällig? : "Lieber an Corona sterben als im Faschismus leben."
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