Viele Menschen richten sich in ihrer Gefolgschaft und in ihrer Gesellschaft nicht primär an Ideen aus, sondern an den Menschen, die diese Ideen vertreten. "Wer sagt es?", und nicht: "Was sagt er?" Oder "Wer verhält sich wie?" und nicht "Was sagt er über das Verhalten?"
Den Menschen ist dies oft nicht bewusst, und außerdem haftet dem Ganzen der Makel fehlender Rationalität an. Rationalität ist der Fetisch der modernen Zeit.
Es ist jedoch keineswegs falsch, sich auf sein Gefühl zu verlassen, denn die Rationalität ist nur die Abdeckplane des viel mächtigeren Gefühls. Unser Gefühl wird gespeist aus zahlreichen kleinen, in Summe lebenswichtigen Informationen, die uns nicht bewusst sind. Zum Beispiel bei der Einschätzung von Menschen.
In puncto Pandemie reicht es eigentlich völlig aus, sich anzuschauen, welchem Typus Mensch es anscheinend sehr einfach gelingt, von heute auf morgen sein Verhalten komplett umzukrempeln.
Wem gelingt es, auf Geselligkeit zu verzichten?
Wem gelingt es dauerhaft, anders zu grüßen?
Wessen Angst ist größer als seine Freundlichkeit?
Wer will immer strengere Regeln?
Wer schäumt vor Wut gegenüber Regelbrechern?
Der Fragen könnte es noch viele geben. Es offenbart sich der Charakter von Menschen. Unser Gefühl sagt uns nun vielleicht, dass wir solchen "Chamäleon-Menschen" gegenüber skeptisch sind. Wir hassen sie nicht, aber wir möchten uns nicht mit diesen Menschen unnötig umgeben. Alle Zahlen, Fakten und Kausalitäten zu Covid-19 können nach dieser Feststellung als Nebensache betrachtet werden. Wahrscheinlich ist die Skepsis gegenüber der eigentümlichen Verwandlung ihrer Mitmenschen für viele Menschen einer der Hauptgründe, sich auf der Seite der Maßnahmen-Kritiker zu positionieren. Diesem Gefühl zu folgen, ist richtig. Dass die Zukunft diesem Gefühl irgendwann auch noch Recht geben könnte, ist eigentlich Nebensache.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen